Sütterlin ist eine alte deutsche Schreibschrift, die 1911 von dem Graphiker Ludwig Sütterlin (1865-1917) entworfen wurde. Sie basierte auf früheren deutschen Schriftformen, wie etwa der "deutschen Kurrentschrift", und wurde ab 1915 nach und nach als verbindliche Schreibschrift an den preußischen Schulen eingeführt. Ab 1930 wurde sie parallel zur Frakturschrift deutschlandweit unterricht. Schon 1941 wurde sie von den Nationalsozialisten, die Fraktur und Sütterlin als "undeutsch" ablehnten, verboten, dann 1952 in der Bundesrepublik wiedereingeführt, bis sie zwei Jahre später weitgehend zugunsten modernerer Schriftformen abgeschafft wurde. In Thüringen wurde sie aber bis in die Sechziger Jahre hinein unterrichtet und an einzelnen westdeutschen Schulen sogar bis Ende der Siebziger. Obwohl Sütterlin inzwischen aus allen deutschen Lehrplänen verschwunden ist, gibt es immer noch einige ältere Leute, die ihre Einkaufszettel in Sütterlin schreiben...

 

Probieren wir's mal aus. Könnt Ihr diesen Text entziffern?

Es handelt sich nämlich um Heinrich Hoffmanns berühmten "Struwwelpeter"!

Sieh einmal, hier steht er,
Pfui! der S t r u w w e l p e t e r!
An den Händen beiden
Ließ er sich nicht schneiden
Seine Nägel fast ein Jahr;
Kämmen ließ er nicht sein Haar.
Pfui! ruft da ein jeder:
Garst’ger Struwwelpeter!

Dieser Titel ist in Kurrentschrift gedruckt und lautet "Wie die Igel Stachel kriegten":